Am Ende des Tages

Auftragswerk für das Rheinische Landestheater Neuss

 

Irgendwo im Nirgendwo in einem abgeschiedenen Landhaus, nicht allzu lang nach der großen Flut, deren Folgen unsere Gesellschaft offenbar ziemlich durcheinandergerüttelt hat: Hier empfängt TV-Moderatorin Lilith Rosen den Schlachthofbetreiber Norbert Leuchten, die Bürgermeisterin Susanne Müller und als Highlight die Ikone der neuen Barmherzigkeitsbewegung Andrea Julius zur Aufzeichnung einer Talk-Runde. Die Hitzigkeit der Debatte ist vorprogrammiert, denn sie alle versprechen sich von diesem Abend Vorteile für ihre Belange, sei es die eigene Karriere oder die Überzeugung der Menschen an den Bildschirmen für die gute Sache. Und während sich die Protagonisten verbal warmlaufen, erste Angriffe gestartet, erste Überzeugungen verraten und erste Allianzen geschmiedet werden, übersehen die vier den immer stärker werdenden Regen vor der Tür und überhören den immer lauter brüllenden Chor der Verunsicherten. Der näher kommt. Wer kann sich Ihm entgegenstellen? Wer ist am Ende des Tages bereit, Barmherzigkeit zu üben?

 

Uraufführung am 10. März 2022, Rheinisches Landestheater Neuss

Inszenierung: Boris C. Motzki

Bühne und Kostüme: Miriam Busch

Mit: Katrin Hauptmann, Anna Sonnenschein, Juliane Pempelfort, Benjamin Schardt

 

Presse

 

„Es fallen viele kluge Sätze in dieser Inszenierung. (...) Dabei hat Olivier Garofalo Menschen skizziert. Sie sind auch für einen skandierenden Mob verantwortlich. Für deren „Aufmärsche“, von den Schauspielern Niklas Maienschein und Antonia Schirmeister gesprochen und eingespielt (was wiederum ein kluger Schachzug Motzkis ist).“

(Rheinische Post/Helga Bittner)

 

„Mag es die Macht der Medien sein oder das ewig Gleiche, das festgefahrene System, in dem sich jeder selbst am nächsten ist. Die Gegenwart ist ohne Halt. (...) So stellte sich Garofalo der Aufgabe, schreibend der Wirklichkeit um ihn herum gerecht zu werden. Einer Wirklichkeit, die einem die Freude abschnürt. (...) Der friedvolle Wandel, er scheint Utopie. Geboten wird Lachen, um mit Tragik umzugehen.“

(der neusser/Marion Stuckstätte)

 

„Garofalo betreibt (...) ein interessantes Gedankenspiel. (...) Garofalo erklärt hier nolens volens, warum das Wutbarometer von Menschen permanent steigt, die ständig eingeschränkt werden sollen. In diesem Zusammenhang wird dann nämlich auch die Barmherzigkeit ein zweischneidiges Schwert. Die Spaltung der Gesellschaft ist längst so weit fortgeschritten, dass sich jeder bei einem solchen Begriff inzwischen nicht mehr fragt, wie man das verwirklichen kann, sondern wo hier der Nachteil liegt, der sich im nächsten Schritt gegen einen selbst wendet."

(Kulturmagazin O-Ton/Michael S. Zerban)

 

vertreten durch Felix Bloch Erben