Heimat ist kein Ort

Auftragswerk im Rahmen der Hausautorenschaft am Théâtre National du Luxembourg

 

Susanne Ruprecht steht kurz vor der Vollendung ihres Lebenswerks. Bald soll das Friedrich-Hecker-Haus eröffnet werden, ein Heim für Wohnungslose, die durch explodierende Mietpreise aus der aufstrebenden Stadt gedrängt werden. Denn Baudezernent Karl Burger will sich mit dem radikalen Umbau der Stadt selbst ein Denkmal setzen. Modern soll sie sein, neue Investoren anlocken, ein Zentrum für erfolgreiche, dynamische Menschen werden. Schnell wird klar: Das Heim, in das Susanne als designierte Leiterin all ihr Herzblut steckt, dient nur als Feigenblatt. Es soll den Anschein wahren, die Stadt kümmere sich nicht bloß um das Kapital, sondern auch um diejenigen, denen der Bau des neuen Gewerbegebiets oder die Eröffnung der neuen Bank keinen Nutzen bringen wird.

 

Während Susanne in ihrer Arbeitswut blind und taub die Arbeiten am Wohnheim bis zur nahenden Eröffnung vorantreibt, kommen ihrem Partner, dem Journalisten Jonas Schmidt, immer mehr Zweifel: Hat das Wohnheim nicht viel zu wenig Kapazitäten für die vielen aus der Stadt verdrängten Bürger? Wer soll von dem Bau wirklich profitieren? Welche Geschichte verbirgt sich hinter dem zynischen Baudezernenten Karl Burger? Und wer ist die mysteriöse Obdachlose Else, die kurz vor Eröffnung plötzlich im Wohnheim auftaucht?

Auch Susanne holen die Umstände ein: Burger schikaniert sie bei der Arbeit, wo er nur kann, will Kosten einsparen und die idealistische Susanne durch den scheinbar karrieristischen Makler Michel Weidenstrauch ersetzen. Dabei träumt dieser wie auch die anderen Figuren eigentlich nur von einem Zuhause, von Wurzeln, Familie – Heimat.

 

Uraufführung am 18. März 2017, Théâtre National du Luxembourg

Regie: Marion Poppenborg

Bühne: Christoph Rasche

Kostüme: Ulli Kremer 

 

Presse

 

"Les dialogues, incisifs, pointus, sont parsemés de plages de texte, une structure narrative originale, sous forme de bribes de paroles qui lèvent le voile sur le passé, les angoisses et la solitude des protagonistes. (...) Heimat ist kein Ort, un texte prometteur de l'auteur Olivier Garofalo."

Le Jeudi/Josée Zeimes

 

 "Der junge Dramaturg und Dramatiker Olivier Garofalo ist momentan einer der am meisten beschäftigten Kunstschaffenden Luxemburgs. (...) Garofalos Stück zeigt ganz deutlich, dass das Schaffen von Wohnräumen meist nicht im Einklang mit unseren Lebenseinstellungen und Wünschen steht."

Tageblatt/Jeff Schinker

 

"Olivier Garofalo packt mit seinem neuen Stück ein heißes Eisen an. (...) Garofalos politisches Sendungsbewusstsein und sein Können als Dramaturg scheinen im Text immer wieder durch: Wenn er den Baudezernenten etwa in Sarkozy-Manier drohen lässt, notfalls eigenhändig zum Kärcher zu greifen und die Straßen aufzuräumen, entstehen jene Konnotationen, die die Relevanz des Stoffes ganz unmittelbar greifbar machen."

Luxemburger Wort/Kathrin Schug

 

vertreten durch Felix Bloch Erben